11. Februar 2022

Der Kapitalmarkt: ein Fall für DLT?

Die Akteure im Kapitalmarkt sind in diversen Rollen vertreten: Bank, Broker, Custodian, Verwahrstelle, Fondsgesellschaft, Assetmanager, Clearing House und natürlich als Investor.

Distributed-Ledger-Technologien (DLT) sind ideal geeignet für eine Reihe der mit dem Wertpapier-Verkehr verbundenen Kapitalmarktfunktionen: eine wesentliche Funktion ist der Entfall der o.g.  Abstimmprozeduren („Reconciliations“) - dies ist vor allem ihrer Fähigkeit zu verdanken, die Koordinierung zwischen verschiedenen Parteien durch die Bereitstellung einer einzigen, unveränderlichen Version der Daten-Wahrheit („golden record“). Allerdings ist ein "Big Bang", also eine vollständige Umstellung von Altsystemen auf DLT-Systeme eher unwahrscheinlich, aber der Mehrwert der DLT ist schon bemerkbar in einer wachsenden Zahl von Kapitalmarkt-Anwendungsfällen.

Einige dieser Anwendungsfälle werden bereits kommerziell eingesetzt und weitere befinden sich in einem fortgeschrittenen Teststadium, insbesondere wenn es regulatorisch geregelte Umgebungen gibt. In Deutschland wäre hier das Gesetz über elektronische Wertpapiere „eWpG“ zu nennen oder auch das Gesetz zur Stärkung des Fondsstandorts Deutschland („FoStoG“), in der EU die „MiCAR“, die „Markets in Crypto-Assets Regulation“.

Da die Blockchain und DLT- Technologien noch recht neu sind und sich die ersten erfolgreichen Anwendungen erst jetzt deutlich abzeichnen, befinden wir uns noch in einer sehr frühen Phase der Einführung. Das bedeutet, dass es für neue Marktteilnehmer viele Möglichkeiten gibt Marktanteile zu gewinnen, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, Kunden an sich zu binden oder neue Kunden(segmente) zu gewinnen.

Ein Nachteil der DLT-Welt ist, dass nicht nur die Technologie – sondern auch einige Angebote tatsächlich „global“ sind, das bedeutet, dass einige attraktive Anlagemöglichkeiten innerhalb einer global verteilten Blockchain stattfinden und die damit operierenden Retail-Kunden sehr wahrscheinlich vorerst für „regionale“ oder lokale Angebote verloren sind; so ist beispielsweise Cointrading oder Staking für Retailkunden vollkommen ohne Bank zugänglich und die ersten Institute, die hierfür einen akzeptierten Service angeboten haben, waren die sogenannten Krypto-Börsen.

Allerdings sieht man daran, dass die Kunden durchaus bereit sind, einige der Vorteile von „distributed“, also „dezentralen“ Märkten aufzugeben, wenn durch zentral bereitgestellte Services der Zugang zu digitalen Assets und Investitionsmöglichkeiten erleichtert wird. Solche Services können sein: Custody-Dienstleistungen, Tokenisierung von Assets, Zugang zu Krypto-Märkten oder einfach: Optimierung der Prozesse durch DLT. Transaktionen, die via DLT auf einer Blockchain durchgeführt werden, werden nicht im Nachhinein abgestimmt – sondern im Vornherein: und das entsprechende Regelwerk ist der Smart Contract. Mehr dazu in der nächsten Folge.